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BundestagsMining – Nachtrag: Berufsverteilung nach Partei

Wegen einiger Nachfragen speziell zu dem Thema möchte ich hier noch als Nachtrag einer Aufschlüsselung der Berufsgruppen *pro Partei* liefern.

Für mich bleibt auch nach dieser Auswertung der generelle Eindruck aus Teil 4 meiner Blogserie relevant:

  1. Die Monokultivierung des Bundestages in beruflicher Hinsicht zugunsten der Gruppen: Juristen, Lehrer, Berufspolitiker (bei gleichzeitigem Verlust der Berufsgruppen: Kaufleute, Landwirte, Handwerker, Hausfrauen)
  2. Eine Akademisierung des Bundestages: eine starke Zunahme des Akademikeranteils insbesondere im Bereich der Geisteswissenschaften (bei verhältnismäßig wenigen Naturwissenschaftlern und Medizinern)

Dadurch insgesamt das Fehlen ganzer Berufsgruppen

  1. aus dem nicht-akademischen Bereich (Handwerker, Landwirte, Pflegekräfte, Hausfrauen, Gastronomie- und Logistikfachkräfte usw)
  2. aus dem naturwissenschaftlichen und medizinischen Bereich und insbesondere auch aus der IT (Physiker, Chemiker, Biologen, Mediziner, Informatiker / Softwareentwickler, IT-Spezialisten)

Detailfrage: inwiefern gibt es bei den beobachteten Tendenzen (berufliche Monokultivierung und Akademisierung) Abstufungen zwischen den Parteien?

Unten seht ihr die Verteilungen pro Partei, wobei ich aus Gründen der Übersichtlichkeit jeweils die 5 oder 6 in dieser Partei häufigsten Berufsgruppen ausgewählt habe.

Erinnerung: mit de Bundestagsdashboard könnt ihr jederzeit eure eigenen Grafiken erstellen, in der z.B. mehrere Parteien zusammen gefasst werden oder nur die euch interessierten Berufsgruppen angezeigt werden.

Bei der SPD dominieren neben den Juristen die Lehrer und Geisteswissenschaftler
Bei der CDU / CSU dominieren neben den Juristen die Berufspolitiker, Kaufleute und Betriebswirte.
Bei den Grünen dominieren die Volkswirte und Geisteswissenschaftler
Bei der FDP dominieren die Juristen
Bei den Linken dominieren die Geisteswissenschaftler. (rot: Juristen, gelb: Lehrer)

Bundestags Mining – Teil 4

In Teil 3 des BundestagsMining Projektes haben wir uns mithilfe des Bundestags-Report-Generators  mit der Verteilung von Religion und Familienstand der Bundestagsabgeordneten beschäftigt. Folgende Beobachtungen konnten wir dabei machen:

  1. Die Abgeordneten sind ganz überwiegend christlich. Es gibt zwar einen steigenden Anteil an konfessionslosen. Aber während die Konfessionslosen in der BRD mit 39 Prozent den größten Anteil ausmachen, sind es im Bundestag mit 59 von 467, die dazu eine Angabe gemacht haben, gerade mal 13%.
  2. Noch extremer ist die Situation bezüglich des muslimischen Glaubens, die ca 7% der Gesamtbevölkerung ausmachen, während sie im Bundestag gerade mal mit knapp einem Prozent vertreten sind (4 von 467, gemäß der Angaben in unserer Hauptquelle).
  3. Auch hier gibt es starke Unterschiede zwischen den Parteien; erwartungsgemäß haben die Vertreter der CSU mit 74 Prozent einen sehr dominanten katholischen Anteil, während bei den Linken die konfessionslosen überwiegen. Die SPD ist evangelischer als die CDU usw. Nutzt einfach das Bundestags Dashboard, um euch die Zahlen anzugucken, die euch interessieren
  4. Ähnlich eintönig wie die Religionsverteilung ist auch die der familiären Konstellationen: die allermeisten Abgeordneten sind verheiratet und haben 1 bis 3 Kinder. Dabei homogenisiert sich die Verteilung zunehmend in Richtung des „Standardmodells“ mit 2 Kindern. Gerade mal 16% (87 von 559 Abgeordneten, die eine Angabe zu dem Punkt machten) sind ledig, während der Anteil in der Gesamtbevölkerung mehr als doppelt so hoch ist.

Kommen wir nun zum letzten und für diese Untersuchung ja eigentlich ausschlaggebenden Feld: wie sieht es nun aus mit der beruflichen Diversität? stimmt die „gefühlte Wahrheit“, dass fast alle Abgeordneten Juristen und BWLer sind, oder ist das nur ein Trugschluss, weil eher zufällig viele der bekannten Minister aus diesen Bereichen kommen? Ist der Bundestag vielleicht sogar besser als sein Ruf und keine Bubble aus Akademikern und Büroangestellten sondern ein echtes Abbild der Gesellschaft mit all seinen verschiedenen Berufsgruppen und Milieus?

Detailfrage 8: Wie divers ist der Bundestag bezüglich der beruflichen Hintergründe der Abgeordneten?

Sehen wir uns die Häufigkeit aller Berufsangaben in den Originaldaten an, ergibt sich folgendes Bild:

Einerseits bestätigt das halbwegs das Vorurteil (Rechtsanwälte scheinen stark überrepräsentiert zu sein) andererseits ist diese Tabelle so noch gar nicht besonders aussagekräftig; bei über 4000 Abgeordneten ergeben sich nämlich 2201 verschiedene Berufsbezeichnungen, deren Verteilung sich schwer auf einen Blick erfassen lässt.

Das liegt einerseits daran, dass natürlich allgemeine Berufsgruppen unter verschiedenen konkreten Bezeichnungen auftauchen („Rechtsanwalt“ vs. „Jurist“) und andererseits an dem Phänomen, dass viele sehr komplexen und daher einmaligen Berufsbezeichnung aufgelistet sind. So ist bei Annette Schavan ganz sparsam als Beruf folgendes angegeben: „MdL a. D., Ministerin für Kultus, Jugend und Sport a. D., Bundesministerin für Bildung und Forschung a. D.“ und der SPD Abgeordnete Burkhard Lischka ist „Notar, Sprecher für Recht und Verbraucherschutz, Obmann im Parlamentarischen Kontrollgremium, Staatssekretär a. D.“ Mit diesem Beruf ist er denn auch der einzige.

Kurz: um die Verteilung der Berufe sinnvoll auszuwerten, muss ein gutes Mapping her, das spezielle Bezeichnungen (z.B. „Grundschullehrer“, „Hauptschullehrer'“, „Gynmasiallehrer“) zu einer allgemeinen Berufsgruppe (z.B. „Lehrer“) zuordnet. Als guter Data Scientist habe ich lange versucht, auch diese Aufgabe zu automatisieren, indem ich die Berufe in Wordembeddings gesucht und ein Mapping über ein Clustering im niedrigdimensionalen Einbettungsraum versucht habe. Die Cluster der Berufe, die im Embedding (hier: ein vortrainiertes Deutsches GloVe Modell) gefunden wurden, waren per se erfreulich sinnvoll:

Berufscluster auf 300-dimensionalen Embeddings der Berufsbezeichnungen

Dennoch blieb das riesige Problem von unmappbaren, weil überindividualisierten Berufsbezeichnungen (siehe das Beispiel von Annette Schavan).

BundestagsMining – Teil 3

In Teil 2 des BundestagsMining Projektes haben wir uns mithilfe des Bundestags-Report-Generators die Verteilung des Alters und des Geschlechts der Abgeordneten angesehen. Folgende Detailbeobachtung sind dabei heraus gekommen:

  1. Die Verteilung des Alters bei Amtseintritt zu Beginn einer Wahlperiode ist halbwegs normalverteilt mit einem klaren Peak bei etwa 50 Jahren. Das heißt, dass unser Parlament wesentlich älter ist, als die Bürger, die es vertritt.
  2. In den Anfangsjahren der Bundesrepublik war die Verteilung noch relativ divers (viele < 40 oder > 60).
  3. In den 1980er Jahren gab es eine Welle von relativ jungen Abgeordneten (<40), die aber, unter anderem wegen der lange Bleibedauer im Parlament, nur für 10 bis 20 Jahre angehalten hat.
  4. Um die 2000er gab es eine Tendenz zur altersmäßigen Homogenisierung zugunsten der Gruppe der 40 bis 50 Jährigen.
  5. Bezüglich des Geschlechts der Abgeordneten lässt sich ein deutlicher Trend hin zu einem höheren Frauenanteil hin beobachten.
  6. Bezüglich der Geschlechterverteilung gibt es große Unterschiede zwischen den Parteien: während bei der SPD ein nahezu ausgewogenes Verhältnis zwischen männlichen und weiblichen Abgeordneten besteht, scheint es bei der Linken und den Grünen eine Diskriminierung zugunsten der Frauen zu geben, während bei FDP, CDU, CSU und AfD der Männeranteil deutlich über 50% liegt.

Zusammengefasst: unser Parlament ist, wie anfangs vermutet, älter und männlicher als seine Wähler. Es gibt aber bezüglich dieser Beobachtungen große Diskrepanzen bezüglich der zeitlichen Entwicklung (1980er bis 2000er waren die Abgeordneten wesentlich jünger als jetzt) und der Parteien (bei den Grünen und der Linken überwiegt der Frauenanteil).

Kommen wir jetzt zur nächsten Frage:

Detailfrage 6: Wie gut spiegelt sich die Verteilung der Religion der Deutschen im Bundestag wieder?

Kommen wir als nächsten inhaltlichen Punkt zur Religion der Abgeordneten. Die ist tatsächlich noch undiverser als erwartet. Ich dachte schon, es sei auf meine fehlende Bildung zurück zu führen, dass ich faktisch keine nicht-christlichen Abgeordneten benennen kann. Stellt sich heraus: es gibt so gut wie keine.

So sieht die Verteilung der Religionszugehörigkeiten der Abgeordneten über alle Wahlperioden hinweg aggregiert aus:

BundestagsMining – Teil 2

Im ersten Teil des BundestagsMining Projektes hatten wir festgestellt, dass es eine hervorragende kostenlose Quelle mit den Stammdaten aller Bundestagsabgeordneten seit der ersten Wahlperiode der Bundesrepublik Deutschland gibt. Die ersten Erkenntnisse nach einer groben Sichtung der Daten waren:

  1. Der Bundestag hat seit seiner Gründung ein massives Wachstum (von unter 500 auf über 700 Abgeordnete) erfahren und ist inzwischen das zweitgrößte Parlament der Welt
  2. Die Verbleibedauer der Abgeordneten im Parlament ist stark gestiegen; inzwischen sind die meisten Abgeordneten zu Beginn einer Legislaturperiode bereits 8 bis 10 Jahre im Amt. Am Ende einer Legislaturperiode wären das dann entsprechend 12 bis 14 Jahre.
  3. Diese Entwicklung gilt für die „jungen“ Parteien (Grüne und Linke) in nahezu gleichem Maße wie für die Altparteien CDU/CSU, SPD und FDP.

Widmen wir uns jetzt folgender Frage:

Detailfrage 3: kommen die Abgeordneten eher als junge Menschen in der Phase des Berufseinstiegs (mit entsprechend frischen Ideen) ins Parlament oder sind die meisten eher älter (und bringen entsprechend Berufserfahrung mit)?

Sehen wir uns mal rein statistisch die Verteilung des Alters bei Amtseintritt an:

Verteilung des Alters der Bundestagsabgeordneten beim Beginn einer Wahlperiode (eigene Darstellung nach Daten des Bundestags)

Wie erwartet stellt die Verteilung eine halbwegs normalverteilte Kurve dar. Der Peak liegt dabei ziemlich genau bei der 50. Wenn, wie hier zu sehen, der Großteil der Abgeordneten also über 40 ist, kann man davon ausgehen, dass die allermeisten schon vor ihrer Arbeit als Abgeordnete bereits nennenswerte Berufserfahrung gesammelt haben.

Beobachtung: Die allermeisten Abgeordneten sind zu Beginn einer Legislaturperiode zwischen 40 und 60 Jahre alt. Es gibt einen klaren Peak bei den ca 50-Jährigen.

BundestagsMining – Teil 1

„Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages […] sind Vertreter des ganzen Volkes“ – Artikel 38, Absatz 1 des Deutschen Grundgesetzes.

Wirklich? Wenn ich mich in meinem Freundeskreis (vorwiegend Informatiker) umhöre, fühlen sich die wenigsten von uns vom Bundestag vertreten. Weder hat man das Gefühl, dass zahlenmäßig viele ITler im Bundestag sitzen, noch dass der Bereich der Naturwissenschaften generell hier besonders stark vertreten ist. Eine spontane Umfrage ergibt: Abgesehen von Angela Merkel fällt den meisten jedenfalls ad hoc kein Beispiel für Mathematiker, Physiker oder auch ITler unter den Volksvertretern ein. Damit einher geht das Gefühl, dass auch die spezielle Fachkompetenz, die es nun mal braucht, um politisch bedeutsame Entscheidungen in digitalen Fragen angemessen zu treffen, generell fehlt.

Ist die Informatik da ein tragischer Einzelfall? Oder geht es anderen Berufs- und Bevölkerungsgruppen ähnlich? Immerhin ist es unbestreitbar, dass ein gewisses Maß an Arbeits- und Lebenserfahrungen in einem Bereich hilfreich ist, um sinnvolle, lebensnahe und pragmatisch umsetzbare Gesetze und andere Maßnahmen zu erarbeiten – das gilt für hochtechnisierte Bereiche wie die digitale Infrastruktur, aber mindestens genau so für weniger akademische Domänen wie Gastronomie und Pflege.

Die gefühlte Diskrepanz zwischen eigener Lebenswelt und der eines Parlamentariers beschränkt sich aber nicht nur auf den beruflichen Kontext. Wie passen z.B. folgende Beobachtungen zusammen: nahezu alle Parteien betonen im Bundestag regelmäßig ihr Streben nach Diversität und der Einbeziehung von Minderheiten. Andererseits geht es vermutlich nicht nur mir so, dass die Bundestagsabgeordneten, die mir spontan namentlich einfallen, ganz überwiegend männlich, weiß, verheiratet um die 50 und christlich sind. Noch dazu assoziiere ich die meisten Abgeordneten mit einem beruflichen Kontext, der tendenziell akademeisch ist und sich im Büro abspielt. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, dass die meisten im Bundestag sitzenden „von Haus aus“ Juristen oder BWLer sind und sich wenige Handwerker oder Supermarktkassiererinnen hier wiederfinden.

Nicht, dass mich das per se stören würde. Siehe meinen letzten Beitrag über Frauen in der IT. Ich bin weder generell für eine Frauenquote, noch glaube ich, dass sich andere Eigenschaften wie Religion, Alter oder kulturelle Herkunft statistisch fair bei einem Arbeitgeber widerspiegeln müssen. Dennoch ist der Bundestag in meiner Wahrnehmung ein Ort, bei dem die Diskrepanz zwischen „wir wollen die Gesellschaft mit all ihrer Vielseitigkeit abbilden (und vertreten!)“ und „eigentlich sind das alles die gleichen, männlichen, gebildeten anzugtragenden Typen aus der Mittel- und Oberschicht“ maximal ist.

Ich bin kein Freund von „gefühlten Wahrheiten“ und ziehe den möglichst nüchternen Blick auf die Daten vor. Ab einem gewissen Punkt habe ich es mir so zum Hobby gemacht, beim Auftauchen der Namen von Abgeordneten in den von mir konsumierten Nachrichten einfach kurz zu googlen, welchen beruflichen Hintergrund die jeweiligen Menschen mitbringen, die die gesamte deutsche Bevölkerung im Bundestag vertreten sollen. Jens Spahn? Bankkaufmann. Markus Söder? Jurist. Olaf Scholz? Jurist. Heiko Maas? auch Jurist. Peter Altmaier … ja, tatsächlich: auch ein Jurist. Wow. Da scheint es auf den ersten Blick zumindest in Bezug auf die beruflichen Hintergründe der Parlamentarier einen gewissen Bias zu geben.

Als Data Scientist bzw. Machine Learning Engineer liegt es mir aber fern, alleine aufgrund einer kleinen Stichprobe ein (Vor-)Urteil über so eine große Gruppe von Menschen zu manifestieren. Bezieht man die Historie der vergangenen Legislaturperioden mit ein, handelt es sich immerhin um mehrere tausend Abgeordnete, die man nicht anhand einer Handvoll Beispiele über einen Kamm scheren sollte. Die gute Nachricht ist hier: Mehrere Tausend Abgeordnete sind eine hinreichend große Stichprobe, um eine halbwegs sinnvolle statistische Auswertung zu fahren.

Das systematische Auswerten von Daten in der Informatik nennt sich „Data Science“ (Datenwissenschaft). Dem Vorbild von Deutschlands berühmtesten Data Scientisten, David Kriesel, folgend, möchte ich mein Projekt der Auswertung von Abgeordnetenbiographien deutscher Bundestagsabgeordneten BundestagsMining nennen.

Anmerkung für alle, die mit dem „Mining“-Teil des Titels erstmal nichts anfangen können: David Kriesel ist studierter Informatiker und hat mit seinen drei Vorträgen XeroxMining, SpiegelMining und BahnMining beim Chaos Computer Club gesellschaftlich relevante Bereiche mit Methoden der Data Science (oder eben „Data Mining“, dem Extrahieren von Informationen aus großen Datenmengen) durchleuchtet und damit alleine auf YouTube bemerkenswerte 8 Millionen Views generiert. Da im Allgemeinen Vorträge aus dem Bereich der Datenanlyse auf YouTube nicht besonders oft viral gehen, kann man sich vorstellen, was das für seine Reichweite in unserem Berufsstand aber eben auch darüber hinaus bedeutet.

Tools und Links

Hier eine Liste der von mir entwickelten Tools.

Word Embeddings

Hier geht es zum Analogierechner:

In zwei Sprachen (Englisch und Deutsch) können hier sprachliche Analogien berechnet werden. Technologische Grundlage hierfür bilden Word Embeddings. Mithilfe mathematischer Algorithmen wird anhand riesiger Textcorpora (beispielsweise: Wikipedia) eine Einbettung von Worten in einen hochdimensionalen Raum erlernt, bei dem die Vektoren der Abstände sich semantisch interpretieren lassen. Hier lassen sich nicht nur die Klassiker der Semantischen Relationen nachvollziehen („König steht zu Königin wir Prinz zu Prinzessin“), sondern auch selbst mit Analogien rumspielen.

Nette Ergebnisse sind zum Beispiel:

  • „Rice steht zu China wie Bacon zu Germany“
  • „Democracy steht zu Deutschland wie Freedom zu America“
  • „Mann steht zu Sex wie Frau zu Freundin“

Probiert es aus 😉

Genutzte Algorithmen und Technologien: Word Embeddings, Pyton, plotly, dash, flask, HTML, CSS, AWS EC2, AWS Elastic Block Store

Verworfene Ansätze und Technologien: nltk, gensim, heroku, git lfs, AWS S3, AWS CodePipeline, AWS Elastic Beanstalk

Bundestagsmining

Hier geht es zum Bundestag Dashboard:

Was sind das eigentlich für Menschen, die uns im Bundestag vertreten? Wie alt sind sie, was waren sie vorher von Beruf, wie sind Religionszugehörigkeit oder dem Familienstatus unter den Bundestagsabgeordneten verteilt? Wer diese und noch mehr Fragen systematisch auswerten möchte, kann gerne das interaktive Bundestagsdashboard dazu nutzen.

Genutzte Algorithmen und Technologien: Python, re, plotly, dash, flask, XML, Docker, AWS Elastic Container Registry, AWS Elastic Container Service

„Wie ist das so für Dich, als Frau in der IT?“

Diese Frage habe ich seit Beginn meines Informatikstudiums so oder in abgewandelter Form schon 100-fach gehört. Ja, wie ist das eigentlich für mich? Es ist anstrengend, weil man ständig neue Technologien lernen muss. Spannend, weil man jeden Tag dazu lernt. Oft sehr lustig, weil man in der Regel als Softwareentwickler mit überdurchschnittlich intelligenten und witzigen Menschen zusammen arbeitet. Aber bei welchem Teil davon spielt es eine Rolle, ob ich eine Frau bin oder nicht? Einfache Antwort: Es spielt gar keine Rolle. Ich arbeite bei meinem aktuellen wie bei meinen letzten Jobs zwar in überwiegend männlichen Teams. Aber mit Diskriminierung, Anfeindungen und ähnlichem sehe ich mich nicht konfrontiert. Ich weiß, dass ich nicht weniger verdiene als meine Kollegen – weil ich diesbezüglich auch hart verhandle. Ich habe mit 34 trotz zweier Kinder und den damit einhergehenden Einschränkungen meiner Arbeitszeit als „Leiterin Machine Learning“ bei einem mittelständischem Unternehmen auch in Sachen Karriere keine offensichtlichen Einbußen hinnehmen müssen. Ich mache meinen Job insgesamt gut und bekomme insgesamt dafür Anerkennung in jeder Kategorie (Titel, Gehalt, Aufmerksamkeit) im Wesentlichen in dem zu erwartenden Maß.

Klar gibt es Ausnahmen – einzelne Projekte werden von einem Vorgesetzten mal weniger explizit gelobt, als man das vielleicht erhofft hätte oder ein Kollege streicht alleine die Lorbeeren für etwas ein, das man substantiell mit entwickelt hat. Aber nach genauer Reflexion ähnlicher Konstellationen in meinem Bekannten- und Kollegenkreis kann ich ehrlich sagen: ich fühle mich als Frau in der IT definitiv nicht benachteiligt.


Dazu muss man sagen: in der Informatik im Allgemeinen und in meinem Bereich des Machine Learning (also grob: der Entwicklung von Systemen der „Künstlichen Intelligenz“) im Speziellen ist der Fachkräftemangel so enorm, dass ein Arbeitgeber es sich schlicht nicht leisten kann, hier systematisch zu diskriminieren.

Nach meinen (inkl. SHK Jobs im Studium) 13 Jahren Berufserfahrung als Informatikerin bei fünf Arbeitgebern, die sich in Größe, Kultur und Budget extrem unterscheiden, kann ich sagen, dass es für alle Arbeitgeber ein dauerhafter (oft sogar der größte) Schmerz war, erfahrene und „gute“ Softwareentwickler zu akquirieren und zu halten. Wie oft habe ich schon gehört „der Markt für Softwareentwickler / Data Scientisten / Machine Learning Engineer ist leergefegt“. Offenen Stellen in diesem Bereich bleiben oft monatelang unbesetzt und entsprechende, gewinnversprechende Projekte können trotz stehender Finanzierung wegen des Personalmangels schlicht nicht umgesetzt werden. Headhunter erhalten 5-Stellige Provisionen für die Vermittlung eines einzelnen Mitarbeiters in dem Bereich. Firmen nehmen händeringend Mitarbeiter, oft trotz hoher Gehaltsforderungen bei wenig Erfahrung. Man überbietet sich mit Zusatzleistungen. Das kann vom Dienstwagen über den bezahlten Umzug bis hin zur Vermittlung von büronahen Immobilien und Kinderbetreuungsplätzen gehen. Kurz … kein ernstzunehmender Player im Bereich Datenanalyse / Softwareentwicklung kann es sich leisten, Bewerber aufgrund von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung oder sonstigen für die Arbeit nicht relevanter Merkmale zu diskriminieren. Jeder einzelne fähige Mitarbeiter in diesem Bereich wird mit offenen Armen empfangen.


Dazu kommt, dass der Bereich der Informatik ja per se mit seiner Nerd- und Geekkultur ein Sammelbecken für Außenseiter und Freaks jeder Art ist. Hier finden sich im Studium endlich die zusammen, die in der Schule als Nerds abgestempelt wurden. Äußerliche wie charakterliche Besonderheiten und Schrullen sind hier weit verbreitet und werden einfach akzeptiert. Das geht von den stereotypen Dingen wie Akne und Übergewicht bis hin zum Mittelalterkostüm, das ein Kommilitone von mir damals auch zu den Vorlesungen gerne getragen hat. Solange man keinem schadet, ist diesbezüglich eigentlich „alles erlaubt“. Bei open source Projekten, Hackathons und dem Erstellen von Wikipediaeinträgen ist das Gegenüber oft ja auch einfach nicht sichtbar, so dass man gar nicht auf die Idee kommt, sich über Äußerlichkeiten zu definieren. In vielen Foren und Communities gilt ja sogar die (implizite oder explizite) Regel, nichts über Alter, Geschlecht oder ähnliche Oberflächlichkeiten zu verraten, um einfach vorurteilsfrei zusammen arbeiten und Spaß haben zu können.


Zusammengefasst: ich fühle mich als Frau in der IT nicht diskriminiert. Ok. Doch. Was mir punktuell immer wieder begegnet, sind positive Diskriminierungen. Da sollte es schon in der Schule „Girls Days“ geben, bei denen nur Mädchen in die Uni fahren, um die Fächer Informatik und Mathe kennen zu lernen und schon zwei meiner früheren Arbeitgeber haben versucht, mich in ein „Mentoren Programm von Frauen für Frauen“ reinzuquatschen. Bei repräsentativen Anlässen wie z.B. Abendessen mit der Geschäftsführung oder Präsentationen von Software auf Messen und Konferenzen sollte ich schon mehrmals mit dem „wäre ja auch schön, wenn die Leute sehen, dass hier auch Frauen arbeiten“-Argument vor meinen eigentlich passenderen Kollegen bevorzugt werden. Ich kann heute mit Stolz behaupten, dass ich die meisten dieser unfairen Bevorzugungen als Frau umgangen habe – sofern ich sie erkannt habe.

Bereue ich es, dadurch Chancen zu Selbst-Präsentation, Sichtbarkeit und spanende Geschäftsessen verpasst zu haben? Hat man mir als Teenager aufgrund meiner Weigerung, am Girls Day teilzunehmen vielleicht noch zu recht eine generelle pubertäre „Anti-Haltung“ vorgeworfen (mit meinen schwarz gefärbten Haaren und meinem Hang zum Schulschwänzen war ich nicht gerade das Musterbeispiel einer evangelischen Pfarrerstocher an einem Erzbischöflichen Gymnasium, das viele gerne gesehen hätten), so bin ich der Linie „ich will keine Sonderbehandlung“ doch bis heute, auch als zufriedener und Erwachsener, der im Leben „angekommen “ ist im großen und ganzen treu geblieben und sehr im Reinen mit mir selbst diesbezüglich.


Ich stehe also weiterhin zu der Meinung. Wenn man sich eine Welt wünscht, in der Menschen unabhängig von ihrer Herkunft und Sexualität gleich behandelt werden, kann man sich schon rein logisch nicht wünschen, dass bestimmte Menschen nur aufgrund eines äußeren Merkmals (sei es Geschlecht oder Hautfarbe) anders behandelt werden – eben auch nicht „besser“ behandelt werden. Eine Frauenquote ist Diskriminierung. Ein Mentorenprogramm nur für Frauen auch. Genauso wie ein Stipendium, das bevorzugt an Frauen vergeben wird. Oder eben auch diese verflixten „Girls-Days“. Ich bin als Frau nicht dümmer oder schwächer als meine männlichen Kollegen, deswegen brauche ich auch keinen Behindertenbonus. Und die (wenigen, aber vorhandenen) Beispiele von Frauen in meiner Umgebung, die auch Informatik studiert haben und beruflich erfolgreich sind, sehen das fast ausnahmslos genau so. Ich träume von einer Welt, in der es für meine Karriere und mein Gehalt keine Rolle spielt, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Und in unserem international vernetzten, wunderbare bunt-verrückt-verpspielten Nerd-Kosmos ist das auch schon weitgehend der Fall. Ich hoffe sehr, dass es in Zukunft auch in anderen Branchen so kommen wird.

Zwei Zusatzbemerkungen möchte ich mir hier noch erlauben:

1. Ich habe zwar nicht das Gefühl, als Frau benachteiligt zu werden und bin klar gegen Frauenquoten und ähnliche diskriminierenden Konstrukte. Aber: was schon auffällt ist, das „typisch weibliche Berufe“ oft schlechter bezahlt werden. Und: na klar gibt es „typisch weibliche Berufe“ und das darf auch gerne so sein. Natürlich fühlt sich eine Person, deren Körper darauf ausgelegt ist, Kinder zu kriegen und die vielleicht selbst schon Jahrelang mit Schwangerschaften und Stillen verbracht hat, mehr zum Beruf einer Hebamme hingezogen, als zum Beruf des Fliesenlegers. Und das ist völlig ok so. Solange jede Person für sich individuell entscheiden kann, welcher Beruf ihm / ihr eigentlich liegt und es für eine Frau natürlich genau so möglich ist, Informatik zu studieren, wie für einen Mann, Erzieher zu werden, ist es völlig legitim, dass es dennoch noch einen statistischen Unterschied in der Geschlechteverteilug in den jeweiligen Berufen gibt. Männer sind nach jeder Metrik (ob man den Durchschnitt, den Median oder das Maximum nimmt) nun mal körperlich größer und belastbarer als Frauen. Punkt. Und Frauen kriegen nun mal öfter Kinder als Männer und sind durch Schwangerschaft und Stillzeit auch in den ersten Monaten enger an das Kind gebunden, machen hier „notgedrungen“ mehr Erfahrungen und landen schon dadurch häufiger in Berufen im Bereich der Kinderbetreuung. Punkt. Natürlich kann auch eine kleine, zierliche Frau sich entscheiden, bei der Müllabfuhr zu arbeiten und auch ein Mann kann ein ganzes Jahr Elternzeit nehmen. Aber solange jede(r) einzelne diese Entscheidung mit sich und seinem Partner nach den individuellen Gegebenheiten nach dem Umständen und den eigenen Präferenzen ausmacht, ist es doch völlig ok, wenn hinterher mehr Frauen in Kindergärten arbeiten und mehr Männer auf dem Bau. Nur jetzt kommt es zum eigentlich interessanten Teil: wenn ich nachmittags über ein gängiges Portal eine (versicherte, angemeldete) Betreuung für meine Kinder buche, zahle ich etwa 15€ die Stunde. Bei einem Fliesenleger muss ich etwa mit dem Doppelten rechnen. Ein schlechter Fliesenleger kann mir schiefe Fugen bescheren. Eine schlechte Kinderbetreuung traumatisierte Kinder. Eine gute Kinderbetreuung trägt zum physischen und psychischen Wohl des wertvollsten bei, das ich überhaupt nur habe. Ein guter Fliesenleger bringt mir … naja … schön verlegte Fliesen. Insofern ist es völlig unplausibel, für die „typisch weibliche“ Betreuung so viel weniger zu zahlen, als für den „typisch männlichen“ Handwerker.

eine Hebamme verdient ca 34k im Jahr. In meinem „typisch männlichen“ Beruf sind Einstiegsgehält von über 50k üblich und eine Entwicklung über die 70k hinaus keine Seltenheit. Das kann man nicht unbedingt mit dem „Angebot-Nachfrage“-Argument wegdiskutieren. Wer in den letzten Jahren versucht hat, eine Hebamme zu finden, weiß, dass man oft duzende Stationen abtelefonieren muss, um überhaupt freie Kapazitäten zu finden. Und die Anekdote vom „Buchen“ einer Hebamme oder Tagesmutter schon vor Zeugung des Kindes ist in unserem Freundeskreis auch keine Anekdote mehr, sondern vielfache Realität. Natürlich steht vor der Arbeit als (Diplom-)Informatiker noch eine jahrelange, mathematisch und algorithmisch nicht triviale Ausbildung an einer Universität. Ob mein Job aber „anspruchsvoller“ als der einer Hebamme ist, wage ich zu bezweifeln. Es geht in meinem Arbeitsalltaag vielleicht um mehr technische Komplexität oder höhere Budgets … aber bei einer Hebamme geht es um die Entwicklung einer Bindung zwischen Mutter und Kind und oft genug auch einfach um Menschenleben. Und ich kann von mir ehrlich sagen, dass ich die Verantwortung einer Hebamme (und auch der nervlichen Belastung) nicht stand halten könnte. Dennoch werden „typisch weibliche“ Berufe in der Kinderbetreuung und Pflege oft schlechter bezahlt als „typisch männliche“ Berufe wie KFZ-Mechaniker oder Handwerker. Ich persönlich würde hier die eigentliche Schieflage sehen: es braucht nicht mehr Frauen in Männerberufen. Es braucht mehr Anerkennung (auch in Form von Gehalt) für weibliche Berufe. Kein Mensch hat mehr Verantwortung und daher auch mehr Anerkennung verdient, als eine Kindergärtnerin, die im Laufe ihres Lebens Tausende kleine Wesen betreut, tröstet und bildet oder eben fürs Leben verkorkst. Nirgendwo wird so viel für das körperliche und seelische Wohl getan, als in der Alten- und Krankenpflege. Dass diese überwiegend weiblich besetzten Beruf bestenfalls mittelmäßig und schlechtestenfalls prekär bezahlt werden, ist der eigentliche Skandal.

2. als „Frau in der IT“ fühle ich mich null benachteiligt. Als „Mutter in der IT“ sieht das schon anders aus. Ich habe ein Schul- und ein Kindergartenkind. Ich bleibe nicht mehr (wie früher) jeden Tag bis 18h im Büro oder mache am Wochenende noch Projekte fertig, die in der Woche liegen geblieben sind. Ich arbeite in Teilzeit und falle (wegen Elternzeiten und auch „Kind Krank“-Situationen) öfter aus. Da ist es klar, dass es Situationen gab, in denen ein nicht-Elternteil in meinem Team das neue spannende Projekt oder vielleicht auch die Beförderung bekommen hat. Das ist ja nur fair. Ich kann schlecht fordern, dass ich mit einer 70% Stelle und 0 Überstunden beruflich genau so viel schaffe und damit verbunden auch so viel Anerkennung erhalte, wie ein Kollege, der 70 Stunden die Woche im Büro verbringt. Das hat aber nicht mit „ich als Frau“, sondern mit „ich als Mutter“ zu tun. Meinem Mann, der bei beiden Kindern 50% der Elternzeit übernommen hat, genau so oft von der KiTa abholt wie ich und auch mal zu Hause bleibt, wenn einer der Zwerge krank ist, ist das übrigens genau so. In meiner Beobachtung ist es wieder der Fall, dass statistisch gesehen mehr junge Mütter diese „Nachteile“ des Elternseins übernehmen, aber wenn der Mann hier nennenswerte Verantwortung für die Kinder etwa durch Elternzeit oder Teilzeit übernimmt, er hier genau so benachteiligt wird, wie sein weiblicher Gegenpart. In meinen Augen hat das wenig mit „Diskriminierung von Frauen“ zu tun, sondern viel mehr mit einem unflexiblen Bild von der Vollzeitkraft, die von 9 bis 17h im Büro sitzt und nicht nach Leistung sondern nach Bürostunden gewertschätzt wird. Das ist natürlich schwer vereinbar mit einem Alltag, bei der die Kinderbetreuung selbst beim maximalen Ausnutzen von Ganztagsschulkonzepten und langen Öffnungszeiten von KiTas die Kinderbetreuung maximal bis 16h geht. Hier gibt es sicher noch generelles Potential, was die Kultur der Vereinbarkeit von Elternsein und Berufstätigkeit angeht.

Was würde ich mir „als Mutter“ (nicht „als Frau“) diesbezüglich wünschen? Einerseits wäre „Frauen im Berufsleben“ sicherlich mehr durch eine zuverlässige und den Berufsalltag vollständig abdeckende Kinderbetreuung bis beispielsweise 18h sicherlich weit mehr geholfen als durch Frauenquoten oder Regeln bezüglich des Gehalts von weiblichen Mitarbeitern. Andererseits muss ich aus meiner Erfahrung als Mutter sagen, dass ich das inzwischen gar nicht mehr wollen würde. Spätestens seit dem zweiten Kind ist mir klar, dass Familie eben nicht nur Abends und am Wochenende stattfindet. So sehr ich es am Anfang verflucht habe, 2 oder 3 mal die Woche um 14.30 das Büro verlassen zu „müssen“, weil ich die Kinder abholen „muss“, so absurd kommt es mir jetzt nach ein paar Jahren vor, dass ich früher überhaupt täglich bis abends im Büro sein wollte und froh war, wenn mein Mann die Jungs geholt hat, so dass ich lange arbeiten durfte. Klar. Ich arbeite gerne. Programmieren macht mir wahnsinnig viel Spaß. Und gerade, wenn man „im Flow“ ist, ist es schön, auch nach dem letzten Meeting noch open end in den Abend hinein an einem neuen Modell herumbasteln (oder einen nervigen Bug beseitigen) zu können. Aber das ist eben nicht alles. Ich bin so dankbar dafür, dass es inzwischen mehr Tage gibt, an denen ich die Nachmittage mit den Suchen von Marienkäfern und dem Hüpfen in Matschpfützen verbringe, als vor Monitoren im Büro.

Zusammengefasst: Als Frau in der IT fühle ich mich nicht benachteiligt. Als Mutter manchmal schon. Aber irgendwie ist das auch fair, weil für mich als Mutter eben noch ganz andere Sachen wichtig sind als für mich früher als nicht-Mutter und ich daher weniger Zeit und entsprechend auch weniger Leistung für meinen Job erbringe. Das geht aber jungen Vätern, die einen nennenswerten Teil der Kinderbetreuung übernehmen, nicht anders. Hier könnte man generell mehr tun für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Homeoffice, flexiblen Arbeitszeiten usw. Auf der anderen Seite ist vieles davon „in der IT“ zum Glück auch üblich.

Als ich vor 2 Jahren nach neuen beruflichen Herausforderungen Ausschau gehalten habe, war übrigens eines meiner Hauptkriterien für die Wahl aus dem Pool der attraktiven Angebote: „bis zu welcher Uhrzeit finden bei euch Meetings statt?“. Übliche Antworten schwankten zwischen 17 und 18h. Bei meinem aktuellen Arbeitgeber ist es dagegen klar, dass nach 15h keine Meetings stattfinden. Damit kann man auch als Teilzeitkraft alle wesentlichen Entscheidungen mitgestalten. Und: auch als Teilzeitkraft hat man die Chance auf eine Führungsposition. Wenn man seinem Vorgesetzten kurzfristig Bescheid sagt, dass man sein Kind wegen Bauchweh früher abholen muss, gibt es nie – NIE auch nur einen blöden Kommentar sondern immer volles Verständnis. Mit diesen einfachen Randbedingungen kann man es schaffen, auch junge Eltern an sein Unternehmen zu binden. Nur so ein Tipp für alle Headhunter und alle, die sich über den leergefegten Markt im Bereich der Softwareentwicklung beschweren 😉

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