Die Leitfrage: Inwiefern spiegeln die Abgeordneten im Bundestag die Vielfalt der Bevölkerung wieder, die sie vertreten sollen?

Dankenswerterweise gibt es eine kostenfrei und öffentlich zugängliche Datenquelle, die alle Bundestagsabgeodneten, auch aus den vergangenen Legislaturperioden, mit ihren Stammdaten beinhaltet (Geburtsdatum und -Ort, Beruf, Religion, Geschlecht usw.). Wie erfreulich. Ich hatte befürchtet, ich müsste Wikipedia crawlen und parsen 😉

Leider liegt diese Datenquelle nicht als .csv oder .json (den beiden gängisten Formaten im Bereich der Datenanalyse) vor sondern als XML. Na gut. Eine erstes Parsen und Sortieren der Daten ergibt folgende Tabelle:

Jede Zeile entspricht einem Bundestagsabgeordneten und enthält zentrale Attribute wie Name, Geburtsdatum und Familienstand. Super. Damit kann man arbeiten.

Wie viele Einträge enthält diese Tabelle? Über 4.000? Die große Anzahl hat mich persönlich erstmal gewundert; ist aber durchaus plausibel. Bei 19 Wahlperioden und gefühlten 700 Sitzen im Parlament könnten sogar weit mehr Abgeordnete zusammen kommen.

Jetzt schon drängen sich zwei weitere Überlegungen auf:

Detailfrage 1: Man hört doch immer wieder, dass der Bundestag wegen Überhangmandaten und Ausgleichmandaten immer größer wird. Wie groß ist dieser Effekt eigentlich?

Anzahl der Abgeordneten pro Wahlperiode. Eigene Darstellung nach Daten von https://www.bundestag.de/services/opendata

Antwort: er ist ziemlich massiv. Kamen wir die ersten 10 Wahlperioden noch mit gut 500 Abgeordneten aus, sind es aktuell schon über 700. Und das sind nur die Abgeordneten. Da jedem Abgeordneten monatlich 19.913 Euro für Mitarbeitergehälter zur Verfügung stehen, kann man sich vorstellen, wie groß der dahinter stehende Apparat an zusätzlichen Mitarbeitern ist.

Aber schon die Zahl von über 700 Abgeordneten ist ja bemerkenswert genug. Kann das sein? Ja, eine kurze Recherche bestätigt mir: Deutschland hat nach China das zweitgrößte Parlament der Welt. Dafür sind wir denn auch weltweit berühmt für die Kosten unseres Staatsapparates, die Zähigkeit, mit denen Beschlüsse durchgebracht werden und die damit verbundene Bürokratie. Mannmannmann.

Beobachtung: Die Anzahl der Abgeordneten im deutschen Bundestag ist in den letzten Jahrzehnten massiv gewachsen. Inzwischen leisten wir uns (nach China) das zweitgrößte Parlament der Welt

Hier sei mir die Bemerkung erlaubt: alle hier dargestellten Grafiken kommen, sofern nicht anders gekennzeichnet, von mir. D.h. ich habe die bereits erwähnte Datenquelle von der Seite des Bundestages nach bestem Wissen und Gewissen in Grafiken gefasst. Vom Indexfehler bis hin zum Themenkomplex „Sonderfällen in den Daten“ (Beispiel: ein Abgeordneter stirbt während seiner Amtszeit und wird durch einen anderen ersetzt – in dem Fall würde er in meiner Grafik zwei Mal auftauchen, weil es sich um zwei verschiedene Menschen im Parlament handelt) können hier verschiedene Gründe auftauchen, warum die Daten nicht 100% mit denen anderen Quellen übereinstimmen. Das hier ist immerhin nur ein Hobbyblog und keine Doktorarbeit 😉

Gut, kommen wir zum zweiten offensichtlichen Effekt: Natürlich sind die meisten Abgeordneten nicht nur für eine Legislaturperiode im Amt, sondern die bleiben zwei oder drei Wahlperioden. So stell ich mir das zumindest vor. Also hier mal rein statistisch gesehen die Frage: